Die "1. Hengstberg-Challenge" (im Folgenden kurz: "HBC")
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der Berg der Berge |
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Die Gipfelbuch-Einträge landen häufig, noch ehe die Tinte richtig trocken ist, auf den entsprechenden facebook-Seiten. Mit den Wochen und Monaten, die ins Land gehen, wird die Sprache dabei (genau wie die Landschaft) immer blumiger. Das liegt manchmal vielleicht auch an dem obligatorischen Gipfel-Schnaps. Im 1. HBC-Jahr folgt Gin auf Grappa und Kräuterlikör. Es werden die Auf- und Abstiegsrouten und besondere Vorkommnisse geschildert. Da ist aber nicht einfach von West- oder Osthang, sondern von "Lhotse-" und "Diamir-Flanke" die Rede. Gelegentlich herrscht extreme "Lawinengefahr" und manch einer schwört, die Tour kein zweites Mal ohne künstlichen Sauerstoff zu wagen. Später sammeln sich außerdem Energie-Riegel, Weihnachtsmänner und andere Notrationen in der Schatulle des Gipfelbuchs an. Man überlegt, die morsche Gartenbank durch eine anständige Schutzhütte zu ersetzen und die Gipfelhöhe durch Aufbringen von Kalkschutt nach und nach weiter zu erhöhen. Im Spätsommer ergeht eine recht folgenschwere Beschwerde eines Mitstreiters, dass man die Aufstiege doch bitte mal von den Spinnweben und dem aufkommenden Jungwuchs befreien möge. Spätestens damit entbrennt die große finale Herbst-Rallye, in der erbittert um die Ränge gekämpft wird und sich ein Damen-Team in der letzten Wertungswoche noch geschlagene 5 Mal erfolgreich auf den Weg macht (auch wenn der Verdacht naheliegt, dass abschnittsweise Support durch den kräftig ziehenden Hund erfolgte - eine zukünftig noch zu schließende Lücke im Regelwerk).
Nur recht selten mischen sich Einträge von Wanderern zwischen die HBC-Notizen. Das liegt natürlich daran, dass der Gipfel trotz aller Bemühungen nicht wirklich bewirtschaftet ist, (besonders im Sommer) nur mäßige Aussicht bietet und vor allem nur über steile, meist matschige, zeckenverseuchte Pfade zu erreichen ist. Hier müssen wir noch einmal kurz auf die geologischen Verhältnisse zurückkommen: Wehe dem, der nichts vom Übergang des Unteren Muschelkalks (eher griffig) zum Oberen Buntsandstein (Röt-Tone) knapp oberhalb des Wandfusses weiß! Der donnert mit hoher Wahrscheinlichkeit wohlgemut den Steilhang der Lhotse-Flanke hinunter und landet dann ziemlich sicher einigermaßen glimpflich im Buchen-Jungwuchs, nachdem er die Haftung und/oder den Boden unter den Füßen verloren hat.
Oft, wenn wir im Herbst bei Regen und Wind im Dunklen da hoch sind, haben wir uns unterwegs gefragt: Warum machen wir das? Wie soll man das einem "normalen" Menschen erklären? Die Antwort darauf ist am Ende wahrscheinlich ganz einfach: Es gibt keinen Grund, außer dass es Spaß macht. Und irgendwie kindisch ist. Wir alle wollen gerne zwischendurch auch mal wieder spielen dürfen, sinnbefreit rumfantasieren, etwas tun, ohne dass dieses Tun wie sonst üblich einem Ziel oder Zweck folgt (außer, man startet eine ausgewachsene Such-Expedition nach einer zuvor von einem Konkurrenten (="Mit-Läufer") verlorenen Stirnlampe). Es macht Spaß, den Jahresgang der Natur auf der immer gleichen Strecke zu verfolgen. Was für ein Jahr! Gänseblümchen im Januar, Storchenschnabel im Dezember! Der dicke Ast lag vorgestern doch noch nicht da!? - Es macht Spaß, die wilden Rutsch-Spuren der letzten Vorkämpfer zu sehen und sich vorzustellen, wie sie geflucht haben. Es macht Spaß,"unangemeldet" hochzurennen und zu hoffen, mal der erste an diesem Tag zu sein, vielleicht legt man sogar die erste Spur in den Neuschnee, und man freut sich schon, weil es tatsächlich so ist, und wenn man dann am Gipfel ankommt, schnauft von der anderen Seite gerade ein anderer hoch.
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Ich gehe jede Wette ein, dass die 2. HBC neue Teilnehmer- und Besteigungsrekorde erbringen wird. Ganz dringend muss ein neues Gipfelbuch raufgeschafft werden! Aber kann die 2. HBC jemals wieder wie die 1. sein?
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